… oder auf deutsch: Der VEB Finazsektor. So, oder so ähnlich sieht Willem Buiter die Zukunft der Banken, wenn sie nicht in kurzer Zeit anfangen, wieder aus eigenem Antrieb Kredite an den Nichtbanken-Bereich der Wirtschaft zu vergeben.
Er kommt zu diesem radikalen Schluss, weil es grundsätzlich nur drei Gründe für die Existenz des Finanzsektors – in der Rolle des Finanzmediärs – gibt: 1. Ausgleich zwischen Agenten, die überschüssige Liquditität haben und Agenten, die einen Finanzierungsbedarf haben, 2. Der Ausgleich von Risiken innerhalb der Wirtschaft und 3. Das Portfoliomanagement der Investitionen. Alle drei Funktionen werden zur Zeit wenig bis gar nicht erfüllt, bzw. sind weit von ihrem gesamtwirtschaftlichen Optimum entfernt. Nach Buiter kann man daher nicht mehr von einer Krise im Finanzsektor sprechen und auch nicht mehr von einer Krise des Finanzsektors – der Finanzsektor insgesamt ist tot.
Die wichtigste Funktion für die Volkswirtschaft ist zweifellos die Kreditvergabe an Unternehmen, da besonders die eher eigenkapitalschwachen kleinen und mittleren Unternehmen sonst in Schwierigkeiten geraten, wenn ihnen der Zugang zu Fremdkapital verwehrt wird. Als mögliche Ursachen für die jetzige Weigerung des Finanzsektors, Kredite zu vergeben, sieht Buiter fünf Gründe: 1. Die bisherige Kreditvergabe war irrational stark ausgeweitet, und die Banken haben erst jetzt zu einer rationalen Bewertung der Risiken zurückgekehrt. 2. Der Kreditmarkt weisst zwei selbsterfüllende Gleichgewichtszustände auf, und durch Schocks auf den Markt ist dieser in das schlechte Gleichgewicht geraten, in der die Banken eine Depression erwarten, daher die Kreditvergabe einstellen, und somit erst den Zustand schaffen, in dem eine Depression sich entwickeln kann. 3. Nach der exzessiven Kreditvergabe der Vorjahre haben in den Banken die Risikomanager und Buchhalter die Regie übernommen, für die es wenig Anreize für eine Kreditvergabe gibt, da diese zu keinem Bonus führt, aber im Verlustfall den Arbeitsplatz gefährdet. 4. Schiere Panik bei den Bankmanagern. 5. Banken horten Liquidität, um nicht staatliche Rettungspakete in Anspruch nehmen zu müssen, da diese in der Regel mit Einschränkungen der Entlohnungspolitik und Ausschüttungspolitik verbunden sind.
Während Buiter den ersten Grund ausschließt – er also keine objektive Bewertung der Ausfallrisiken der Kredite an den Nichtfinanzsektor sieht – geht er davon aus, dass die restlichen Ursachen zum gleichen Teil ihren Beitrag leisten. Aus diesem Grund fordert er, dass der Staat die Banken dazu zwingen muss, die Kreditvergabe wieder aufzunehmen, wozu er drei Wege vorschlägt:
1. Es wird gesetzlich festgelegt, dass existierende Kredite, die im nächsten Jahr zur Erneuerung anstehen, bedingungslos verlängert werden. Das Problem hierbei ist, dass dies den Unternehmen nicht hilft, die ihr Geschäft mit Hilfe von Fremdkapital ausweiten wollen.
2. Der Staat gibt den Banken Kreditvergabeziele vor, z. B. das bisherige Kreditvolumen + 5%, und wenn die Banken das Ziel nicht erfüllen, wird die Abweichung als Steuer vereinnahmt.
3. Da die Banken sowieso nur noch aufgrund der staatlichen Unterstützung existieren, kann dieser umstand auch formalisiert werden, d. h. die Banken werden verstaatlicht, und bisherige Vorstände und Aufsichtsräte werden gefeuert.
Wie gesagt, ein radikaler Ansatz, und ein Zeichen für die Umstände, in die der Finanzsektor geraten ist, dass die Forderung der Verstaatlichung von einem Professor der London School of Economics und ehemaligen Mitglied des Kontrollrats der Bank of England kommen kann. Man sollte allerdings bedenken, dass die Situation Englands eine andere als die Deutschlands ist, da hier mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken zwei Säulen des Banksystems existieren, die nicht primär an der Gewinnmaximierung orientiert sind, und von daher eine Lücke der Kreditvergabe durch Privatbanken füllen können.
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