Auch wenn die Kursbewegungen an den Börsen die meiste Aufmerksamkeit in den Medien bekommen, so findet die richtige Krise doch am Geldmarkt statt, also am Markt für kurzfristige Kredite. Der Leitzins hierfür ist der LIBOR (London Interbank Offered Rate), der zur Zeit einen Abstand zu den Renditen kurzfristiger Staatsanleihen von gut 400 Basispunkten hat (d. h. 4 Prozentpunkte). Nick Gogerty hat einmal grob durchgerechnet, welche Kosten für die Wirtschaft aufgrund des erhöhten LIBOR bisher entstanden sind: Ungefähr 730 Mrd. $.
Das Bemerkenswerte an dieser Entwicklung ist, dass dieser Spread entstehen konnte, obwohl die Zentralbanken die Geldmärkte mit Liquidität überfluten, nach FT Alphaville mit mehreren Billionen US-$. Meiner Meinung nach ist dies aber auch einer der Gründe dafür, dass der Interbankenmarkt nicht wieder anspringt, weil die Banken auf der Nachfrageseite sich zu günstigeren Konditionen bei der Zentralbank refinanzieren können. Dies wird auch noch so lange der Fall sein, bis wieder genug Vertrauen im Markt entstanden ist, dass die Gegenparteien nicht plötzlich doch ausfallen.
Wie ich bereits hier geschrieben habe, wäre eine Lösung für dieses Problem, wenn die Zentralbank als Clearinghouse die zentrale Gegenpartei im Internbankenmarkt sein würde. Willem Buiter hat diese Idee weiter ausgeführt.